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"Zentrale Dienststelle für Juden"

Fontanepromenade 15

FONTANEPROMENADE 15
Das Berliner Zwangsarbeitsamt für Juden
1938-1945
In diesem Gebäude befand sich von 1938
bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs die
„Zentrale Dienststelle für Juden” des Berliner
Arbeitsamtes.
Nach der Reichspogromnacht im November
1938 wurden den Berliner Juden das Betreten
der Diensträume des allgemeinen Arbeitsamtes untersagt. Ihr
Arbeitseinsatz wurde von nun an in der neuen Dienststelle an der
Fontanepromenade 15 verwaltet - einem 1906 von der Fuhrwerks-
Berufsgenossenschaft gebauten Haus.
Zur Zwangsarbeit befohlen wurden als erste
diejenigen, die bis dahin abhängig beschäftigt
waren, Selbständige und Frauen wurden
erst später erfasst. Seit 1940 wurden alle
Männer von 18 bis 55 Jahren und alle Frauen
bis 50 Jahre registriert und zu meist schwerer
und schmutziger Arbeit in so genannten Juden-
kolonnen eingesetzt.
Die Betroffenen nannten den Ort ”Schikanepro-
menade”. Insbesondere der Leiter der Dienst-
stelle, Alfred Eschhaus, war wegen seines
menschenverachtenden Verhaltens gefürchtet.

„Sie können froh sein, dass Sie endlich mal in ihrem
Leben eine vernünftige, zweckmäßige Arbeit kennen
lernen werden. Sie wissen ja wohl, wie viel Sie damit
denen voraus haben, die sich unterdessen in Polen
das Arbeiten angewöhnen ... .”

Erinnerung von Elisabeth Freund an den Leiter der Dienststelle Alfred Eschhaus

Hinzu kam seit 1940 die Erniedrigung im
öffentlichen Raum: Nach Beschwerden über
auf den Bänken des Mittelstreifens der
Promenade wartende Juden wurden zwei
Bänke als „Judenbänke” markiert und die
anderen Bänke mit der Aufschrift „Nicht
für Juden” versehen.
Im Februar 1943 wurden die letzten noch in den Rüstungsbetrieben
beschäftigten Juden vom Arbeitsplatz weg in Konzentrationslager
deportiert. In der Fontanepromenade 15 wurde
weiterhin der Arbeitseinsatz der jüdischen
Partner und Kinder aus so genannten Misch-
ehen organisiert.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden die
beiden Seitenflügel des Gebäudes zerstört.
Der noch vorhandene Mittelteil wurde nach
1945 von der „Reorganisierten Kirche Jesu
Christi der Heiligen der letzten Tage” (seit
2000: „Gemeinschaft Christi”) gekauft und
bis Mitte 2011 als Kirche genutzt.

Diese Tafel entstand im Zusammenhang einer
künstlerischen Auseinandersetzung mit der Geschichte des Gebäudes
im Rahmen des Themenjahres 2013 „Zerstörte Vielfalt”.

FONTANEPROMENADE 15: THE BERLIN FORCED
LABOUR EXCHANGE FOR JEWS 1938-1945

The ”Central Office for Jews” of the Berlin
Labour Exchange was housed in this building
from 1938 until the end of the Second World
War. After the Reichspogrom Night in Novem-
ber 1938, Berlin Jews were prohibited from
entering the offices of the general Labour
Exchange. From now on the deployment of
their labour was administered at Fontane-
promenade 15. They were ordered to perform
forced labour, generally heavy and dirty work,
in so-called Jew work gangs and nicknamed the place ”Chicanery
Promenade”. Alfred Eschhaus, the head of the office, was particu-
larly feared. In 1940 after complaints about Jews waiting on the
benches on the middle strip of the Promenade, two benches were
marked as ”Jews’ benches” and the other benches were labeled
”Not for Jews”.
During the Second World War both side wings of the building
were destroyed. The central section still standing was used as a
church by the ”Reorganised Church of Jesus Christ of Latter Day
Saints” (since 2000: ”The Community of Christ”) until mid 2011.

Die Überschriften und das Zitat in der Mitte sind in hellblauer Farbe geschrieben, das Zitat zudem kursiv. Auf der rechten Seite der rechts neben dem Eingang aufgestellten Stele gibt es fünf Fotos. Die Bildunterschiften lauten (v.o.n.u.):

Das 1906 für die
Fuhrwerks-Berufsgenossenschaft
errichtete Gebäude

Passfoto von Elisabeth Freund
als Zwangsarbeiterin bei
Ehrich&Graetz AG, Berlin 1941

Hans-Oskar Löwenstein, 1941
als 14-Jähriger zur Arbeit in
der Berliner Rüstungsindustrie
gezwungen

Bank „Nur für Juden!”

Fontanepromenade um 1900

Wegen der durchsichtigen Gestaltung und Reflexionen ist die Inschrift mitunter schlecht zu lesen. Enthüllt wurde die vom Bezirksamt beauftragte und von Helga Lieser gestaltete Stele am 23.5.2013. 

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