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Willi Schneider
Willi Schneider

Willi Schneider

Berlin 9.8.1907 - Berlin 1.1.1931

Hufelandstraße 39

AN DIESER STÄTTE
WURDE IN DER
SYLVESTERNACHT
1930/31
DER JUNGE
SOZIALDEMOKRAT
WILLY
SCHNEIDER
GEB. 9. AUG. 1907
VON DEM S.A. MANN
BECKER ERMORDET.

Der AOK-Angestellte Schneider, der auch Mitglied des Republikschutzbundes Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold war, hatte mit anderen Reichsbannerangehörigen im Zigarrengeschäft seines Vaters Paul Schneider, Hufelandstraße 31 (heute 39) Ecke Braunsberger Straße (heute Hans-Otto-Straße), gefeiert. In der zum Laden gehörenden Wohnung wohnten seine Eltern und er.
Der Gerichtsreporter der Vossischen Zeitung “Inquit” (d.i. Moritz Goldstein) berichtete am 22.12.1931 (Morgenausgabe, Erste Beilage) unter der Überschrift “Zuchthaus für die Sylvester-Bluttat” über den Prozess gegen sechs Angeklagte und die Erkenntnisse des Gerichts zum Ablauf des nächtlichen Geschehens fast ein Jahr zuvor, bei dem es zunächst Auseinandersetzungen zwischen Nationalsozialisten und Reichbannerangehörigen gegeben hatte. Der SA-Mann Rudolf Becker betrat danach den Laden und die angrenzende Wohnung gegen vier Uhr morgens auf der Suche nach “versteckten Kameraden”, fand aber keine, “überhaupt keine Männer, sondern allein Frau Schneider. Sie folgte ihm bis zum Ausgang, indem sie ihn wegen des Hausfriedensbruches heftig verwies. In diesem Augenblick betrat ihr Sohn Willy Schneider den Laden. Die Mutter unterrichtete ihn und auch Willy Schneider stellte den Eindringling zur Rede. Da drehte er sich um und schoß - Willy Schneider brach zu Tode getroffen zusammen.” Nachdem mit anderen Reichsbannermännern auch Willis Vater zurückgekehrt war, wurde der Laden geschlossen, “draußen sammelten sich Unbeteiligte, die durch die Scheiben lugten. In sie hinein schoß Hauschke seinen Schuß, einen wohlgezielten Schuß, der in den Kopf treffen sollte und auch traf. Ein zweites Opfer, der Bankbeamte [und Sozialdemokrat Herbert] Graf, lag am Boden.” Die Hauptangeklagten, der Kaufmann Rudolf Becker und der Maler Max Hauschke, wurden wegen Totschlags vom Landgericht I zu je sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Die anderen Angeklagten erhielten geringere Zeitstrafen, einer wurde freigesprochen.    
Die Anbringung der Tafel erfolgte wohl 1957 am Haus. Sie ist zwischen dem zweiten und dritten Fenster rechts neben dem Eingang befestigt.
Beigesetzt ist Schneiders Urne auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde, Gudrunstraße 20. Der Grabstein weist seinen Vornamen als Willi aus (ohne y). So geschrieben steht er auch in der Traueranzeige der Eltern im Vorwärts, 6.1.1931.
Schneiders Vater war Bezirksvorsitzender des Deutschen Arbeiter-Sängerbundes (DAS), dessen Symbol auf dem Grabstein eingraviert ist.
Bereits am 1.1.1946 wurde vom SPD-Kreis Prenzlauer Berg eine Gedenktafel “am Hause Hufelandstraße 46"(!) enthüllt mit anschließender Gedenkfeier am Grabe Schneiders auf dem  Zentralfriedhof Friedrichsfelde, Gudrunstraße 20 (Das Volk, 30.12.1945). Die Inschrift dieser ersten Tafel ist nicht überliefert.
Herbert Graf wurde am 9.1.1931 auf dem St. Georgenfriedhof, Landsberger Allee, beigesetzt. Sein Grab ist nicht erhalten.

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