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Strandbad Wannsee

Wannseebadweg

Das Strandbad Wannsee
Um 1900 entwickelte sich eine breite gesellschaftliche Bewegung der
Lebensreform, in der Menschen der großstädtischen Enge entfliehen
wollten und Erholung in der Natur suchten. 1907 wurde am Wannsee
ein 200 Meter langer Uferstreifen als erste öffentliche Badestelle ausge-
wiesen. Zwei Jahre später pachtete der Kaufmann Bernhard Frankenthal
diesen Uferstreifen und eröffnete das „Freibad Wannsee”, das aus
einem Herrenbad, einem Damenbad und einem Familienbad bestand.
In diese Zeit fielen auch die Anfänge der Besiedlung der Insel Schwanen-
werder in unmittelbarer Nachbarschaft des Freibades. Über die wechsel-
volle Geschichte der Insel informieren weitere Stelen vor Ort.

Das „Freibad Wannsee” in der Weimarer Republik
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und der Gründung der
Gemeinde Groß-Berlin übernahm 1924 der Berliner Magistrat das
Freibad. Zwei Jahre später wurde die „Freibad Wannsee GmbH”
gegründet. Der Berliner SPD-Stadtverordnete Hermann Clajus, der
den Betrieb bereits seit 1924 kommissarisch geleitet hatte, wurde zum
ersten Geschäftsführer gewählt. Er prägte das Gesicht des Strandbades.
Holzbauten nach Entwürfen des Stadtbaurates Ludwig Hoffmann
ersetzten die Umkleidezelte, die sanitären Anlagen wurden umgebaut
und die Gesamtlänge des Badestrandes erweitert. Das Freibad war
nun ganzjährig geöffnet.
Mit Inbetriebnahme der S-Bahnstrecke von Erkner nach Potsdam
1928 stieg die Zahl der Badegäste auf 900.000 im Jahr. Die
Kapazitätsgrenze des Strandbades war damit überschritten. Mit der
Planung eines Neubaus beauftragte der Berliner Magistrat den
Stadtbaudirektor Martin Wagner und den Architekten Richard Ermisch.
Im Stil der Neuen Sachlichkeit und mit den modernsten Methoden des
Stahlskelettbaus wurden vier mit Klinker verkleidete Hallen konzipiert,
deren Dach als Sonnenterrasse dient. Wegen der Weltwirtschaftskrise
mussten die Architekten ihre Pläne reduzieren. Nach nur einjähriger
Bauzeit wurde die Anlage 1930 eingeweiht.

Die Zeit des Nationalsozialismus
Kurz nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten verlor
Hermann Clajus nicht nur sein Mandat als Stadtverordneter der SPD
in Tiergarten, sondern auch sein Amt als Geschäftsführer des Wannsee-
bades. Vor seiner geplanten Amtsenthebung setzte Hermann Clajus
am 18. März 1933 in den Diensträumen im Wannseebad seinem Leben
ein Ende. 1935 wurde die gemeinnützige „Strandbad Wannsee GmbH”
liquidiert und das Bad 1937 der Bezirksverwaltung Zehlendorf angeschlos-
sen. Juden, denen bereits seit 1935 ein Schild am Kassenhaus das
Baden verwehrte, wurde der Zutritt ab 1938 auch per Gesetzt verboten.

Die Nachkriegszeit
Nach Kriegsende unterstand das Wannseebad der sowjetischen
Militärverwaltung. 1947 gab der US-amerikanische Stadtkommandant
das Baden wieder frei. Im selben Jahr wurde an der Fassade des
Haupthauses eine Gedenktafel für Hermann Clajus angebracht.
Seit 1996 gehört das Strandbad Wannsee zu den neu gegründeten
„Berliner Bäderbetrieben”. 2004 bis 2007 wurden die Gebäude
durch die Stiftung Denkmalschutz Berlin mit Unterstützung der
Stiftung Deutsche Klassenlotterie denkmalgerecht wiederherhergstellt.
Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e.V.

Auf der rechten Seite der zart bläulichroten Stele befinden sich übereinander sieben Fotos. Von oben nach unten:
Holzbauten von Ludwig Hoffmann, / 1924 / Landesarchiv Berlin; Strandbaddirektor Hermann Clajus / (oben links mit weißem Jackett) mit / einer Delegation des „Reichsban-/ners Schwarz-Rot-Gold” vor dem / Eingang des Wannseebades / Privatbesitz; Wandelgang um das Strandrestaurant / nach Entwürfen von Martin Wagner / und Richard Ermisch, 1930. Im Hinter-/grund die Insel Schwanenwerder / Arthur Köster, 1930 / Akademie der Künste Berlin, Archiv; Strandbaddirektor Hermann Clajus / vor seiner Dienstvilla / Privatbesitz; Das Strandbad im Sommer, 1950 / Bert Sass, Landesarchiv Berlin; Das Strandbad Wannsee nach seiner / denkmalgerechten Instandsetzung, 2007 / Berliner Bäderbetriebe AöR
Die zart bläulichrote Stele steht im Eingangsbereich vor dem Haupthaus. Konzeption und Gestaltung lagen bei Karin Rosenberg. Die Enthüllung fand am Nachmittag des 30.4.2013 im Zusammenhang mit der Einweihung von insgesamt sechs Stelen zur Geschichte der Insel Schwanenwerder statt.

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