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Peter-Lorenz-Entführung

Quermatenweg Ecke Ithweg

Die Peter-Lorenz-Entführung
Ecke Quermatenweg / Ithweg
An dieser Stelle wurde am 27. Februar 1975 der Berliner CDU-
Landesvorsitzende Peter Lorenz von Mitgliedern der linksterroristischen
,,Bewegung 2. Juni” entführt. Drei Tage vor den Wahlen zum Berliner
Abgeordnetenhaus, bei denen Lorenz als Spitzenkandidat fungierte,
geriet er morgens mit seinem Mercedes in eine Falle. Ein Lkw blockierte
das Dienstfahrzeug und zwang den Fahrer zur Vollbremsung. Der
Chauffeur besah den entstandenen Schaden und wurde niedergeschlagen.
Mehrere Geiselnehmer überwältigten Lorenz und machten ihn durch
eine Spritze handlungsunfähig. Mit einer zerborstenen Windschutzscheibe
raste der gekaperte Mercedes Richtung lnnenstadt.
Nachdem der verletzte Fahrer die Polizei alarmierte, wurde eine
Großfahndung ausgelöst. Einen Tag später meldeten sich die Entführer,
zu deren Ergreifung eine Belohnung von 100.000 DM ausgesetzt war,
mit einem Bekennerschreiben. Sie forderten im Austausch gegen Lorenz
die Freilassung sechs inhaftierter Mitglieder der ,,Bewegung 2. Juni” und
der ,,Roten Armee Fraktion” (RAF) - Horst Mahler, Ingrid Siepmann, Rolf
Heißler, Rolf Pohle, Verena Becker und Gabriele Kröcher-Tiedemann.
Biografie
Der 1922 als Sohn eines Getreidekaufmanns in Berlin geborene CDU-
Politiker bekämpfte noch vor Gründung der DDR die sich bereits
abzeichnende SED-Diktatur. Er gehörte der ,,Kampfgruppe gegen
Unmenschlichkeit” an und unterstützte die Gründung der Freien Universität.
Nach dem Jurastudium wurde er Rechtsanwalt, später Notar. In der
CDU, der er bereits 1945 angehörte, absolvierte er eine politische Karriere:
1946 wurde er Landesvorsitzender der Jungen Union, 1961 stieg er zum
Zweiten Vorsitzenden seiner Partei auf, 1969 zum Ersten Vorsitzenden.
Seit 1954 vertrat er seine Partei im Berliner Abgeordnetenhaus, ab 1967
als Vizepräsident. Obwohl es der CDU am 2. März 1975 gelang, bei den
Wahlen zum Abgeordnetenhaus als stärkste Kraft abzuschneiden, blieb
ihr dennoch die Regierungsbildung versagt.
Der Austausch
Da es den Ermittlern trotz aller Anstrengungen nicht gelang, das Versteck
des Entführten ausfindig zu machen, entschied Bundeskanzler Helmut
Schmidt, die von den Geiselnehmern erhobenen Forderungen zu erfüllen.
In Begleitung von Pastor Heinrich Albertz, dem ehemaligen Regierenden
Bürgermeister der Stadt, wurden die Genannten bis auf Mahler in den
Südjemen ausgeflogen. Als Albertz nach seiner Rückkehr die verabredeten
Losungsworte ,,So ein Tag, so wunderschön wie heute” verlas, gaben
die Entführer Lorenz noch in derselben Nacht frei.
Im Nachhinein
Die Lorenz-Entführung blieb die einzige erfolgreiche Freipressungs-
aktion bundesdeutscher Linksterroristen. Die auf freien Fuß Gelangten
setzten ihre terroristische Praxis fast ausnahmslos fort und beteiligten
sich an Geiselnahmen und Mordaktionen. In der Folge entschied die
Bundesregierung, bei neuerlichen Erpressungsversuchen kein weiteres
Mal nachzugeben.
lm Oktober 1980 verurteilte das Berliner Kammergericht die an der
Lorenz-Entführung Beteiligten Ralf Reinders, Ronald Fritzsch, Gerald
Klöpper, Andreas Vogel und Till Meyer zu mehrjährigen Haftstrafen.
Kurz vor seinem 65. Geburtstag erlag Peter Lorenz am 6. Dezember
1987 einem Herzversagen.
Wolfgang Kraushaar

Rechts neben der Inschrift befinden sich übereinander fünf Abbildungen mit folgenden Unterschriften (v.o.n.u.):
Spurensicherung am Entführungsort,
27. Februar 1975

Dienstwagen von Peter Lorenz,
sichergestellt in Charlottenburg,
27. Februar 1975

Polaroid, das den entführten Peter
Lorenz zeigt und an die Medien
versandt wurde

Bildung eines Krisenstabes,
27. Februar 1975

Porträt Peter Lorenz. 21. Juni 1979

Enthüllt wurde die von Karin Rosenberg gestaltete Stele am 28.10.2019 zur Erinnerung an die Entführung von Peter Lorenz und die Erpressung durch die "Bewegung 2. Juni" und die "Rote Armee Fraktion" (RAF). Es sprachen Ralf Wieland, Präsident des Abgeordnetenhauses von Berlin, René Rogner-Francke, Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf, und Frank Mückisch, Bezirksstadtrat für Bildung, Kultur, Sport und Soziales.

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