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Massenkundgebung (Informationspfad Tempelhofer Feld 18)

Massenkundgebung (Informationspfad Tempelhofer Feld 18)

Tempelhofer Feld

Massenkundgebung
Am 1. Mai 1933 fand auf dem Tempelhofer Feld einer der ersten und mit
etwa einer Million Menschen einer der größten Massenaufmärsche der
NS-Zeit statt. Das Regime hatte zuvor den 1. Mai, seit 1889 Tag der inter-
nationalen Arbeiterbewegung, zum »Tag der nationalen Arbeit« erklärt
und ideologisch umgedeutet. Er sollte nun vor allem der propagandistisch
wirksamen Inszenierung der nationalsozialistischen »Volksgemeinschaft«
dienen. Seit dem Morgen zogen Marschkolonnen der Berliner Belegschaften, die
sich in ihren Betrieben hatten einfinden müssen, und Formationen der SA,
der SS und der Reichswehr zum Tempelhofer Feld. Dort sammelten sie sich
in festgelegten Abschnitten. Die allgegenwärtigen Fahnen und Uniformen,
Marsch- und Choralmusik, Fackeln und Scheinwerfer sowie Spektakel
wie Flugvorführungen waren typische Elemente nationalsozialistischer
Masseninszenierungen.
Den Höhepunkt bildete die abendliche Kundgebung mit einer Ansprache
Hitlers. Albert Speer, später Hitlers wichtigster Architekt, hatte eine ge-
waltige Tribüne für die NS-Führung und die NS-Organisationen entworfen.
Sie war mit einer hervorgehobenen Rednerkanzel für Hitler ausgestattet
und mit aufragenden Hakenkreuz-Flaggen und schwarz-weiß-roten Fahnen
bestückt. Die Tribüne wurde in der Nähe der »Paradepappel« des ehe-
maligen Exerzierplatzes errichtet, um einen Bezug zur preußischen Militär-
tradition herzustellen. Sie befand sich unweit von dieser Stelle.
Das von Propagandaminister Goebbels organisierte »Massenereignis«
war der propagandistische Auftakt für den folgenden, von langer Hand
geplanten Gewaltakt: Am 2. Mai wurden die Gewerkschaftshäuser
besetzt, führenden Funktionäre festgenommen und misshandelt, einige
von ihnen ermordet. Das NS-Regime zerschlug die Gewerkschaften
und schloss ihre Mitglieder in der wenige Tage später gegründeten
»Deutschen Arbeitsfront« zusammen.

Mass Rally
On 1 May 1933, one of the first and – with approximately one million
participants – biggest mass parades during the Nazi period was held on
Tempelhof Field. The regime had previously ideologically reinterpreted
1 May (since 1889 the day of the international workers’ movement) and
declared it the “Day of National Labour”. It was now supposed to serve
the purpose of propagandistically staging the National Socialist “Volk
community”.
Form the morning on, columns of marching Berlin workers, who were
compelled to gather in their enterprises, as well as formations of the SA,
the SS and the Reichswehr, marched to Tempelhof Field. Once there,
they assembled in prearranged sections. The ominprescent[!] flags and
uniforms, the march and choral music, the torches and lamps, as well as
spectacles – such as air displays – were typical of National Socialist
mass rallies and meetings.
The highlight was the rally, which started at nightfall with a speech by
Hitler. Albert Speer, who later became Hitler’s most important architect,
designed a vast tribune for the Nazi leadership and the various National
Socialist organisations. It was equipped with a prominent rostrum for
Hitler and decorated with soaring swastika flags and black-red-and-
white flags. The nearby tribune was erected close to the poplar on the
former parade ground, thus associating the rally with Prussian military
tradition.
The mass event, organised by Propaganda Minister Joseph Goebbels,
was the propagandist prelude to the following act of violence, which had
been planned well in advance: On 2 May, the trade unions premises
were occupied and leading functionaries arrested and maltreated. Some
of them were murdered. The Nazi regime destroyed the unions and
integrated their members into the “German Labour Front”, which was
founded only a few days later.

Die schmale, ca. 2,20 m hohe Metallstele ist Teil eines „Informationspfades zur Geschichte des Tempelhofer Feldes”. Sie steht auf dem Rollfeld östlich des Südrandes der Flughafenbebauung.


Bildunterschriften deutsche Inschriftenseite:
1 Massenaufmarsch am 1. Mai 1933 auf dem Tempelhofer Feld
Im Hintergrund rechts der alten Flughafen, im Vordergrund der heutige Tempelhofer Damm
Mass rally on 1 May 1933 on Tempelhof Field
The old airport can be seen in the background on the right. In the foreground:
Tempelhofer Damm.

2 Die wirkungsvoll beleuchtete Tribüne bei der abendlichen Kundgebung am 1. Mai 1933
The effectively lit tribune at the evening rally on 1 May 1933

Bildunterschriften englische Inschriftenseite:
3 SS-Kolonnen ziehen durch die Straße Unter den Linden, 1. Mai 1933
Columns of SS men marching down Unter den Linden, 1 May 1933

4 »Jugend-Kundgebung«, 1. Mai 1933
Auch im Berliner Lustgarten fanden Kundgebungen statt: eine morgendliche »Jugend-
Kundgebung« mit einer Ansprache Hindenburgs, an der unter anderem HJ, BDM und
Studentenverbindungen teilnahmen, und eine militärisch geprägte »Mitternachtsfeier«.
„Youth Rally” on 1 May 1933
In the morning, a “Youth Rally”, addressed by Hindenburg, was held in the Berlin
Lustgarten, mobilising the Hitler Youth, the League of German Girls and reactionary
student organisations. Later, there was a militaristically inspired “Midnight Rally”.

5 SA-Trupps besetzen das Gewerkschaftshaus am heutigen Engeldamm, 2. Mai 1933
SA troops occupy the trade union building in what is now Engeldamm, 2 May 1933

6 Mai-Kundgebung 1. Mai 1934, Blick von der Haupttribüne
Die Mai-Kundgebungen der Folgejahre und andere NS-Großveranstaltungen fanden
bis zum Baubeginn des neuen Flughafens 1936 auf dem Tempelhofer Feld statt.
The May day rally on 1 May 1934, as seen from the Tribune
Subsequent May Day rallies, as well as other mass Nazi rallies, were held here until
work started on the new airport on Tempelhof Field in 1936.


Geschaffen wurde der Geschichtspfad im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, der Senatskanzlei - Kulturelle Angelegenheiten, der Tempelhof Projekt GmbH und der Grün Berlin GmbH.
Konzeption, Textentwurf und Redaktion lagen beim Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart e.V. (Stefanie Endlich, Monica Geyler-von Bernus und Beate Rossié; http://www.bfgg.de). Gestaltet wurden die Tafeln von der Grafikerin Helga Lieser und die Übersetzung erfolgte durch Robin Benson und Donncha Mac Coittir.
Eine Vorstellung des Gesamtprojekts sowie einen Standortplan zum Download finden Sie auf der Website der Grün Berlin GmbH (https://www.tempelhoferfeld.de/entdecken-erleben/geschichtspfad/). Ebenfalls enthält die Website des Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart e.V. Informationen zu dem Geschichtspfad (https://bfgg.de/informationspfad-zur-geschichte-des-tempelhofer-feldes/).

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