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Lotte Hahm
Lotte Hahm

Lotte Hahm

Dresden-Löbtau 23.5.1890 - Berlin-Wannsee 17.8.1967

Hasenheide 52/53

Lotte Hahm
Aktivistin der
lesbischen Subkultur
Treffpunkt Damenklub Violetta
Hasenheide 52-53
Charlotte Hedwig ›Lotte‹ Hahm (1890–1967) war eine Aktivistin der
lesbischen und trans* Subkultur im Berlin der 1920er Jahre. Ihre
Anzeigen in Zeitschriften für Lesben zeigen sie meist in Hose, mit
Fliege, Zigarette und Kurzhaarschnitt.
In Dresden geboren, lebte Hahm Anfang der 1920er Jahre in Berlin.
1926 gründete sie den Damenklub Violetta zur Vernetzung von
Lesben und Trans*-Personen und sie engagierte sich im ›Bund für
Menschenrecht‹. Im ›Damenklub Violetta‹ fanden Tanzabende mit
Saalpost, Kostümbällen, Wettessen, Mondscheindampferfahrten
und ab 1928 Bälle für Trans*-Personen statt. Ihr Klub wurde mit
vermutlich mehreren hundert Mitgliedern zu einem der größten
der Stadt. Der Reiseführer ›Berlins lesbische Frauen‹ vermerkt
1928: »Diese Vereinigung ist […] in jeder Weise bemüht, den an
sich nicht auf Rosen gebetteten lesbischen Frauen […] ein wenig
Frohsinn in das Dasein zu tragen [...] und geschlossen gegen die noch
herrschende Ächtung der andersgearteten Frau anzukämpfen«.
1928 traf sich der Klub u.a. im ›Jägerhof-Kasino‹, hier in der
Hasenheide 52–53. 1931 und 1932 eröffnete Hahm mit der ›Monokel-
Diele‹ und der ›Manuela-Bar‹ zwei eigenständige Lesbenbars
in Charlottenburg, die mit dem Verbot homosexueller Treffpunkte im
März 1933 schließen mussten.
Hahm konnte den ›Damenklub Violetta‹ anderen lesbischen Verei-
nigungen anschließen und verdeckt Veranstaltungen unter dem
Namen ›Sportclub Sonne‹ organisieren. Aussagen von Zeitzeu-
ginnen, die nach 1945 von einer Verhaftung und KF-Inhaftierung
Hahns während des Nationalsozialismus sprechen, lassen sich nicht
belegen. Hahm hielt sich mit verschiedenen Tätigkeiten über Wasser
und half ihrer jüdischen Lebensgefährtin, Käthe Fleisch-
mann, 1941/42 nach Dresden und dann ins Saarland zu fliehen und
zu überleben. Eine Ehrung Hahms befürwortete Fleischmann jedoch
nicht, da Hahm sie in Saarbrücken »im Stich gelassen« habe.
Nach 1945 veranstaltete Hahm erneut Lesbenbälle. Vermutlich
versuchte sie, mit Kati Reinhard 1945 erfolglos ein Lesbenlokal zu
eröffnen und 1958 mit ehemaligen Weggefährt*innen den ›Bund für
Menschenrecht‹ neu zu gründen. Lotte Hahm starb – wenige Jahre vor
dem Beginn der zweiten Frauen-/ Lesbenbewegung – 1967 in Berlin.


Lotte Hahm
Activist of the
Lesbian Subculture
Meeting place Ladies' Club Violetta
Hasenheide 52-53
Charlotte Hedwig ‘Lotte’ Hahm (1890–1967) was an activist of the
lesbian and trans* subculture in 1920s Berlin. Her ads in lesbian
magazines usually show her wearing slacks, a bow tie, smoking
a cigarette, and sporting a short haircut.
Hahm was born in Dresden and lived in Berlin in the early 1920s. In 1926,
she founded the ‘Damenklub Violetta’ [Ladies’ Club Violetta] for lesbians
and trans* people to network. The same year, she joined the ‘Bund für
Menschenrecht’ [League for Human Rights] as an active member. The
‘Damenklub Violetta’ hosted dance evenings at which participants could
send each other written messages, costume balls, competitive eating events,
moonshine steamboat rides, and, beginning in 1928, balls for trans* people.
With am estimated membership of several hundred people, her club became
one of the largest in the city. In 1928, the travel guide ›Berlins lesbische
Frauen‹ [Berlin’s Lesbian Women] noted: “This association [...] strives in
every way to bring a little cheerfulness into the lives of lesbian women [...]
who are not exactly the most privileged […] and to fight united against the
continued ostracization of women who are different.”
In 1928, the club met at the ‘Jägerhof-Kasino’, here at Hasenheide 52–53,
as well as in other locations. In 1931 and 1932, Hahm opened two
independent lesbian bars in Charlottenburg, the ‘Monokel-Diele’ and the
‘Manuela-Bar’. The ban on homosexual venues forced both to close in
March 1933.
Hahm was able to connect the ‘Damenklub Violetta’ to other lesbian
associations and to secretly organise clandestine events at the
‘Sportclub Sonne’ [Sun Sports Club] until July 1935. After 1945,
contemporary witnesses spoke for Hahm being arrested and imprisoned
in a concentration camp during the Narzi regime, but these testimonies
cannot be substantiated. Hahm kept her head above water with various
activities. For a while, she helped her partner, Käthe Fleischmann,
who was Jewish, escape to Dresden and then to Saarland in 1941/1943.
Fleischmann survived but did not support the plan to pay tribute to
Hahn, as she felt that Hahm had let her down in Saarbrücken.
Hahm started organising lesbian balls again after 1945. There are
reports that she tried to open a lesbian bar with Kati Reinhard in 1945
and that in 1858 [!] she tried to reestablish the ‘Bund für Menschenrecht’
with former companions, but both attempts failed. Lotte Hahm died in
1967 in Berlin, a few years before the beginning of the second women’s/
lesbian movement.

Die Gedenkstele wurde am 13.9.2023 mit rund 90 Gästen in Anwesenheit von Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann sowie den Rednerinnen Dr. Andrea Rottmann (Historikerin) und Katja Koblitz (Historikerin, Leiterin des Spinnboden Archivs) eingeweiht. Musikalische Beiträge kamen von Sigrid Grajek. Es handelt sich um eine Stele des Bezirksmuseums Friedrichshain-Kreuzberg.

Auf der Tafel befinden sich zwei Fotos mit den folgenden Bildunterschriften:
[oben] Lotte Hahm auf dem Cover der Zeitschrift »Die Freundin«. Die Freundin, Nr. 1/1929. Quelle: Forum Queeres Archiv München e.V.
[above] Lotte Hahm on the cover of the magazine Die Freundin [The Friend]. Die Freundin, No. 1/1929. Source: Forum Queeres Archiv München e.V.

[unten] Außenansicht Hasenheide 52–53, 1930er Jahre. Quelle unbekannt, im Bestand des Archivs des FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museums.
[below] Hasenheide 52–53 seen from the street in the 1930s. Source unknown. Held in the collection of the archive of the FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum.

Lotte Hahm setzte sich seit den 1920er Jahren bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg für die Rechte homosexueller und trans* Menschen in Berlin ein. Aufgrund dieses Engagements hat die bezirkliche Gedenktafelkommission Friedrichshain-Kreuzberg 2022 beschlossen, sie mit einer Gedenktafel zu ehren. Mit dem Gedenkzeichen für Lotte Hahm wird queere Geschichte im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg erinnert und sichtbar gemacht. Die Gedenktafel wurde im Rahmen des bezirklichen Diversity-Gedenkens umgesetzt.

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