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Kurt Mühlenhaupt

Kurt Mühlenhaupt

Klein Ziescht/Brandenburg 19.1.1921 – Bergsdorf/Brandenburg 16.4.2006

Chamissoplatz 8

KURT
MÜHLENHAUPT
Maler, Grafiker und
Kreuzberger Original
* 19.1.1921
Klein Ziescht/Brandenburg
† 16.4.2006 Bergsdorf/Brandenburg
Während einer Zugfahrt zur Welt
gekommen, aufgewachsen in einer
Berliner Laubenkolonie, ausgebildet
als Tischler, entlässt ihn der Zweite
Weltkrieg körperlich und seelisch
versehrt.
Bald lebt Mühlenhaupt in Kreuzberg –
ab Mauerbau am Rande von West-
Berlin. Kunst wird zum wichtigen
Überlebensmittel – und Mühlenhaupt
zum Zentralgestirn der Kreuzberger
Bohème, die mit Gemälden, Graphiken,
Bühnenspiel, Gesang und hochprozen-
tigen Genüssen weit über den Kiez
hinaus für Furore sorgt.
Künstlerkneipe „Leierkasten” und
„Trödelhandlung”, „Biertrinkerblätter”
und „Bildermarkt”, aber auch
„Kleine Weltlaterne” und „Malkiste”
machen den Mann mit dem Hut und
Mitglied der Berliner „Malerpoeten”
berühmt. Der naiv-gewitzte Menschen-
maler illustriert Kinderbücher und
gebiert steinerne Du-Du-Gartenzwerge,
zaubert aber auch grünbuntes Erden-
leben auf die Leinwand und radiert
Christi Passion für Heutige.
Obgleich Mühlenhaupt 1975
Kreuzberg verlässt, zum Landmann
wird, liegt sein Grab auf einem der
Friedhöfe vor dem Halleschen Tor.
(Linke Spalte)
Painter, graphic artist, and
Kreuzberg original
*January 19, 1921 Klein Ziescht
in Brandenburg
†April 16, 20006 Bergsdorf
in Brandenburg
Kurt Mühlenhaupt was born in a moving
train; he grew up in allotment gardens in
Berlin and then served an apprenticeship
as a carpenter. His experiences in the
Second World War left him physically and
emotionally scarred.
He then settled in Kreuzberg, which, once
the Berlin Wall went up, was on the edge
of West-Berlin. Art became an important
means of survival for Mühlenhaupt and
he soon became the star of the so-called
“Kreuzberger Bohème”. With its paintings,
graphic art, stage plays, songs, and love
of adult baverages, this freethinking artist
group caused a sensation beyond the local neighbourhood. Mühlenhaupt, known for always
wearing a hat, was a member of the “Berliner Malerpoeten” (the Painter-Poets of Berlin).
The artists’ bar Leierkasten, the Trödelhandlung and Bildermarkt, his leaflets Biertrinker-
blätter, the bar Kleine Weltlaterne, and Malkiste made him a well-known figure.
He loved painting humans in a style best described as naïve yet witty.
He illustrated children’s books and chiseled his DuDu-Zwerggarden gnome sculptures.
In his paintings he conjured up scenes of life on Earth and captured them on canvas in lush
greens and vibrant colours; he made etchings of the Passion of Christ for his contemporaries.
Mühlenhaupt left Kreuzberg in 1975 to live in the countryside, but he is buried in one of the
cemeteries just south of Hallesches Tor.

“Der Künstler Kurt Mühlenhaupt (1921-2006) beginnt schon früh zu malen, studiert an der Hochschule der Künste und gehört zu den Berliner Malerpoeten, ein 1972 gegründeter Zusammenschluss malender Schriftsteller. Er gilt als wichtiger Vertreter der Kreuzberger Bohème und pflegt Freundschaften zu Günter Grass, Günter Anlauf und Günther Bruno Fuchs. Mit seinem Umzug nach Kreuzberg 1958 findet er in den Gaststätten, Kneipen, Trödelläden und auf den Straßen Inspiration für seine naiv-expressionistischen Milieu-Bilder über den Alltag von Arbeiter*innen, Kindern, „kleinen Leuten“. Seine bildhauerischen Fähigkeiten stellt er mit den „Dudu-Zwergen“ und dem „Feuerwehrbrunnen“ am Kreuzberger Mariannenplatz unter Beweis und prägt so auch das Kreuzberger Straßenbild.
Sein bewegtes Leben ist auch durch psychische und körperliche Kriegsschäden gezeichnet. Zudem war er als Trödelhändler und Leierkastenmann tätig, letzterem Beruf widmete er sein berühmtes Künstlerlokal Leierkasten, wo sich in den 1960er und 1970er Jahren regelmäßig die Berliner Künstlerszene traf. Mühlenhaupts Bedeutung für die Geschichte der Kreuzberger Künstlerwelt wird, im Jubiläumsjahr seines 100. Geburtstags, mit dieser Gedenktafel einmal mehr sichtbar gemacht und würdigt ihn an dem Ort seines ehemaligen Ateliers.” (Presseinformation zur Gedenktafelenthüllung)
So ganz auf das Land zog Mühlenhaupt 1975 noch nicht, aber an den äußersten Südwestrand Berlins, nach Kladow, Sakrower Kirchweg 15. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof Bethlehem I und Böhmischer Gottesacker der Brüdergemeine, Mehringdamm 21.
Die Gedenktafel, gestaltet von  Erik Spiekermann, wurde am 15.9.2021 von Bezirksstadträtin Clara Herrmann eingeweiht. Neben dem Gedenktafeltext ist ein Foto des Geehrten abgebildet, darunter steht der Text in der englischen Übersetzung und ein Gemälde der "Trödelhandlung" von Kurt Mühlenhaupt.

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