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Königliche Eisengießerei

Invalidenstraße 44

An dieser Stelle befand sich von 1804 bis 1874 die
Königliche Eisengießerei zu Berlin

[linke Spalte]
Bereits 1650 befand sich auf diesem Gelände
eine kleine Eisenschmelze. Nach dem Erfolg
der ab 1798 produzierten Königlichen
Eisengießerei im oberschlesischen Gleiwitz be-
gann man 1803 mit der Errichtung der Berliner
Gießerei.
1804 wurde die „Königliche Eisengießerei zu
Berlin“ gegründet und in den folgenden Jahren,
Gewichte, Walzen, Rohre, Kessel und Ketten, spä-
ter dann Brücken, Kriegsgerät und Denkmale
hergestellt. Roheisen und Koks wurden aus
Oberschlesien bezogen, das Flüsschen Panke
versorgte die Produktionsstätte mit Wasser und
diente gleichzeitig als Verkehrsanschluss zum
Gütertransport. Auf der Ausstellung der „König-
lichen Akademie der bildenden Künste und mecha-
nischen Wissenschaften“ 1806 war die „Königliche
Eisengießerei zu Berlin“ das erste Mal vertreten.
Die Königliche Gießhütte lieferte in der ersten
Hälfte des 19.Jahrhunderts entscheidende Im-
pulse zur wirtschaftlichen Entwicklung Preußens
und markierte den Beginn der Industrialisierung
Berlins.
Im Jahre 1816 wurden in der Königlichen Eisen-
gießerei die ersten beiden Dampflokomotiven auf
dem europäischen Kontinent gebaut. Sie sollten
zum Antrieb von Kohlebahnen in den Bergbau-
revieren Oberschlesiens und des Saarlandes ein-
gesetzt werden. Die technische Konzeption war
allerdings noch wenig ausgereift, so dass den doch
recht leistungsstarken Lokomotiven, außer
bei Vorführfahrten auf einem Rundkurs in der
Gießerei, der Erfolg versagt blieb.
Für die Kulturgeschichte ist die an der König-
lichen Eisengießerei herbeigeführte Verknüpfung
von Kunst und Industrie von weit reichender
Bedeutung geworden. So pflegte die Gießerei
einen regen Kontakt zu führenden Künstlern wie
Karl Friedrich Schinkel, Christian Daniel Rauch,

[rechte Spalte]
Leonhard Posch oder Carl Friedrich Tieck. Sie lie-
ferten Entwürfe nicht nur für die verschiedensten
gusseisernen Bauwerke und Bauelemente, wie
Denkmale, Brückengeländer, Säulen, Gitter und
Beschläge, sondern auch für Möbel, Skulpturen,
Gefäße, Schmuck und Reliefs.
Zu den bekanntesten, noch heute erhaltenen Wer-
ken der Gießerei gehören das Kreuzbergdenkmal,
die Rossebändiger für das Alte Museum und das
Grabmal mit dem schlafenden Löwen für Scharn-
horst auf dem Invalidenfriedhof.
Zu dieser Zeit waren in Berlin die Verkehrswege
noch nicht entwickelt. Daher suchten die Maschi-
nenbauanstalten in ihrer Anfangszeit die Nähe zur
leistungsfähigen Königlichen Eisengießerei als
Roheisenlieferant. Das Gelände im benachbarten
so genannten „Feuerland“ vor dem Oranienburger
Tor war im 19.Jahrhundert ein bedeutender
Standort der Stadt- und Industriegeschichte
Berlins, der für drei Jahrzehnte das Maschinen-
bauzentrum für zahlreiche Eisen verarbeitende Be-
triebe bildete.
Während der Revolution 1848 wurden durch
Brände mehrere Gebäude – und damit auch
Geschäftsunterlagen und ein großer Bestand an
Modellen – vernichtet.
In späteren Jahren verdrängten zunehmend die
rentableren Bronzegüsse die Eisengusswaren. Die
Konkurrenz wurde für die Königliche Gießerei
immer größer. Das Grundstück wurde verkauft und
die Gießerei im Jahre 1874 endgültig aufgelöst.
Im gleichen Jahr beschloss die Stadtregierung
das Grundstück der Königlichen Eisengießerei für
den Bau von drei Lehr- und Museumsbauten zu
verwenden. Es entstand ein Ensemble aus dem
Naturkundemuseum und zwei Flügelbauten für
wissenschaftliche Einrichtungen an der Invaliden-
straße 42-44.

Auf der Tafel befinden sich rings um den Text mehrere Abbildungen mit folgenden Bildunterschriften (im Uhrzeigersinn):

Amphora mit Bacchanten-Fries
(1832, Modell von Friedrich Wilhelm Vollgold)
Diese 93cm hohe Case wurde einem antiken Marmororiginal nachgebildet. 1832 war
sie als Prunkstück auf der Berliner Akademie- Ausstellung ausgestellt.

Monument der Königin Luise von Preußen
(1811, gezeichnet von F.A. Calau, radiert von F.W. Linger)
Monument der Königin Luise von Preußen,
im Garten der Kgl. Eisengießerei ausgestellt

Teller mit Tritonen und Hippokampen
(um 1820, Entwurf Karl Friedrich Schinkel)
Obwohl keine Vorlagen mehr erhalten sind,
wird dieser Teller Schinkel zugeschrieben.
Das Rankenwerk, die Meergötter und Seepferde
sind nahezu identisch mit seinen Entwürfen
für das Geländer der Schlossbrücke Berlin.

Erste Dampflokomotive der
Kgl. Eisengießerei

(Entwurf für die Neujahrsplakette 1816)

Armband
(um 1860)
Nach dem Tod der preußischen Königin Luise wurde
Eisenschmuck meist als Zeichen der Trauer getragen.
Seine Bedeutung wandelte sich nach 1813 mit
dem Appell der Prinzessin Marianne von Preußen an
alle Frauen, ihren Goldschmuck abzugeben, um im
Austausch dafür Broschen oder Ringe mit der Afuschrift
"Gold gab ich für Eisen" oder "Umgetauscht zu des
Vaterlandes Wohl" zu erhalten. Das Tragen von Eisen-
schmuck und der Erwerb von Erzeugnissen aus
Eisenguss verhalf schließlich dem "fer de Berlin" (Eisen
aus Berlin) zu seinem weltweiten legendären Ruf.

Zwischen den Jahren 1805 und 1848 stellte die Königliche 
Gießerei so genannte "Neujahrsplaketten" her. In kleinen
Lederetuis wurden sie zum Jahreswechsel als Gruß an
den König, die Behörden und Geschäftsfreunde versandt.
Bezogen auf das jeweils vergangene Jahr zeigten die guss-
eisernen Plaketten Ansichten der Gießerei, ihrer Werkstätten
oder bedeutender Erzeugnisse ihrer Produktionen. Später
präsentierten die sehr filigranen Reliefs auch Abbildungen von
Skulpturen und Büsten sowie Berliner Bauwerke, für die
architektonische Elemente wie Geländer und Kandelaber 
angefertigt wurden. Einige Plaketten wurden zusammen oder 
einzeln in palmettenverzierte, gusseiserne Rahmen gefasst.

1807 Rückfront des Bohrhütten-Gebäudes und Teil
der großen Gießhütte
1808 Ansicht der Brücke im Garten des Schlosses
Charlottenburg, im Hintergrund das Korbhäuschen
1810 Innere Ansicht der großen Gießhütte mit dem
Drehkran und verschiedenen technischen Gusswaren
1816 Initialen des Kaisers Alexander I. von Russland
und des Königs Friedrich Wilhelm III. von Preußen,
die am 1. November 1815 gemeinsam die Gießerei
besuchten, Gedächtnistafel für D.S.R. Westphal,
eine Dampflokomotive, Kruzifix, Kreuz mit drei Adlern
(und weitere Motive
1831 Wendeltreppe für Kramer&Tallacker in Berlin,
"Chaussee-Walze" für Altona, dahinter eine Trophäe
für die Kaserne in Minden, Altarleuchter, Vase, Relief
von C.F. Tieck nach Correggio, Kandelaber für Gas-
beleuchtung auf dem Schlossplatz in Berlin, dahinter
eine Vase und eine "Opferschale vor dem Kollegien-
gebäude in Schwerin"
1839 Im Original doppelseitig: Das Neue Tor mit Blick auf
die Eisengießerei und mit Blick auf den Luisenplatz 
und die Luisenstraße
1842 Ansicht der Werderschen Kirche
1848 Ansicht des Hamburger Bahnhofes in Berlin

Kreuzbergdenkmal
(1818-21, Entwurf Karl Friedrich Schinkel)
Das 19 Meter hohe Denkmal mit dem Eisernen Kreuz
auf der Spitze, das bis auf einen gemauerten Kern
aus Gusseisen besteht, wurde auf Geheiß des Königs
Friedrich Wilhelm III. nach Plänen von Karl Friedrich
Schinkel errichtet. Zwölf Skulpturen von Daniel Rauch,
Friedrich Tieck und Ludwig Wichmann erinnern an be-
deutende Schlachten der Befreiungskriege 1813-1815.
Um das Denkmal zu schützen, ließ man 1823 ein
ebenfalls von Schinkel entworfenes Gitter aufstellen.

Bauelemente
(von 1804 bis 1847)
Quelle: "Magazin von Abbildungen der Gusswaren
aus der Königlichen Eisengießerei zu Berlin", in
acht Heften von 1815 bis 1833 in Berlin erschienen.

Ansicht einer Laufbrücke im Königlichen Garten
zu Charlottenburg

Eisernes Gitter und Detail der Brücke des
Lustschlosses auf der Pfaueninsel bei Potsdam

Gartenbank
(um 1825, Entwurf Karl Friedrich Schinkel)
Leider sind nur wenige Dokumente und Entwurfs-
zeichnungen der kunsthandwerklichen Erzeugnisse
vorhanden, doch ist in den Entwürfen der gusseisernen
Möbel die Handschrift Schinkels als Architekt in
Konstruktion, Form und Details und Idee unverkennbar.

Vierarmiger Leuchter mit Nike-Figur
(um 1820-30)
Der Leuchter ist eine freie Nachbildung der
Siegesgöttin von Johann Gottfried Schadow.

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