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Julius Fromm

Julius Fromm

Konin 4.3.1883 - London 12.5.1945

Friedrichshagener Straße 38-42

JULIUS FROMM
1883
1945

Julius Fromm kam 1883 in einer jüdischen Familie im russisch-
polnischen Konin zur Welt. Aus wirtschaftlichen Gründen zog die
Familie 1893 nach Berlin, wo er ab 1912 Chemie studierte.
Sein Antrag auf Einbürgerung wurde 1914 abgelehnt und erst 1920
positiv beschieden. Schon im Jahr 1914 hatte er seine Firma „Israel
Fromm, Fabrikations- und Verkaufsgeschäft für Parfümerien und
Gummiwaren“ gegründet. Ab 1916 produzierte er für Soldaten zum Schutz vor Geschlechtskrankheiten unter dem Namen „Fromms“
das erste Markenkondom der Welt. Bereits 1926 wurden davon
24 Millionen verkauft. Trotz des Verbots von öffentlicher Werbung
für Kondome produzierte die Firma 1931 schon rund 50 Millionen
Stück. Seit 1928 erfolgte der Verkauf auch über Automaten unter
dem Motto: „Männer, schützt eure Gesundheit“. Fromms Act war
1934 bereits eine Weltmarke, dennoch begann 1936 eine Kampagne
gegen die sogenannte Judenfirma. Fromm verkaufte 1938 in Zeiten
massiver Arisierungsbestrebungen die Firma für 200 000 Schweizer
Franken an eine Patentante von Hermann Göring und wanderte nach
England aus. Haus und Eigentum in Höhe von 1,6 Millionen Reichs-
mark kamen 1943 in den Besitz des Staates.
Am 12. Mai 1945 starb Julius Fromm im Exil in London.

FROMMS ACT
GUMMIWERKE
GMBH

Für seine Gummiwerke ließ der Unternehmer Julius Fromm
1929 in der Friedrichshagener Straße 38/39 von den Architekten
Arthur Korn und Siegfried Weizmann ein Werk im Stil der Bau-
haus-Moderne errichten. Produziert wurden hier Kondome der
Weltmarke Fromms Act. Die Presse lobte: „Großzügige Reklame,
der mit meisterhaftem Organisationstalent ausgebaute Dienst
am Kunden und vor allem die stets gleichbleibende Qualität ver-
schafften dem Werk das volle Vertrauen der Abnehmer und ihre
größte Zufriedenheit“. Werbesprüche wie „Wenn‘s euch packt,
nehmt Fromms Act“ oder auch „Fromms zieht der Edelmann
beim Mädel an“ blieben in Erinnerung.
Bei Bombenangriffen 1943/44 wurde das Werk in der Friedrichs-
hagener Straße vollständig zerstört. Nach dem Einmarsch der
Roten Armee am 23. April 1945 begingen die beiden Direktoren
Selbstmord. Das Friedrichshagener Werk produzierte weiterhin
Kondome für die Besatzungsmacht. Die Maschinen wurden später
als Reparationsleistungen in die Sowjetunion transportiert.
Julius Fromm ist noch nach 1945 als „kapitalistisches Ekel“ öffent-
lich diffamiert worden, sein ehemaliges Stammwerk kam unter
Zwangsverwaltung und wurde 1949 verstaatlicht.

Die vom Heimatverein Köpenick recherchierten und gestalteten Gedenktafeln wurden am 8.9.2023 in Anwesenheit des Bezirksbürgermeisters Oliver Igel, Eberhard Aurich vom Heimatverein Köpenick und Gästen am Zugang des Kauflands enthüllt. Karsten Troyke sorgte für musikalische Begleitung.

Die Errichtung der Tafeln wurde finanziell von der Kiezkasse Dammvorstadt unterstützt.

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