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Industriegeschichte Sprengelpark: Die Flugzeugfabrik

Sprengelpark

Industriegeschichte am Ort des heutigen Sprengelparkes
Die Flugzeugfabrik

[linke Spalte]
Die Flugzeugfabrik 1924 bis 1945

Mit dem Aufbau der Rohrbach Metallflug-
zeugbau GmBH beginnt 1924 der spektaku-
lärste Teil der Geschichte des Industriegebie-
tes. Weit entfernt von jedem Flugplatz, mitten
in einem Wohnbezirk gelegen, entsteht die
Flugzeugfabrik an einem ungewöhnlichen
Standort.

Die Firma Rohrbach bemüht sich um Aufträ-
ge für zivile, aber auch für militärische Flug-
zeuge. Damit sind die Vorzeichen benannt,
unter denen die Flugzeugproduktion im Wed-
ding bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges
(1939-1945) stattfindet. Beginnend mit der
Firma Rohrbachs, entwickelt sich das Indus-
striegebiet an der Sprengel- und Kiautschous-
traße [sic] zu einem Rüstungsstandort.

[mittlere Spalte]
Die Rohrbach Metallflugzeug GmBH

1924 und 1925 kauft Adolf Rohrbach die
Grundstücke des heutigen Sprengelparkes.
Er ist ein bedeutsamer Ingenieur, der Flugboo-
te im Auftrag der Firma Mitsubishi, der eng-
lischen Marine und auch für die Türkei baut.
Die Firma floriert.
Mit dem Aufbau eines Flugzeugwerkes
im Wedding will Rohrbach den bereits seit
1922 in Berlin bestehenden Versuchsbetrieb
zu einer Fabrik mit 200 bis 300 Facharbei-
tern erweitern. 1924 entsteht auf dem Gelän-
de der Sprengel- und Kiautschoustraße eine
60 Meter lange und bis 46 Meter breite Ferti-
gungshalle. 1925 kommt ein Bürogebäude
für die Konstruktionsabteilung hinzu. Die Ent-
würfe stammen von dem Architekten Werner
March.


Die Produktion des Flugbootes "Romar"

1927 erhält Rohrbach von der Lufthansa den
Auftrag, drei Flugboote zu entwickeln, die
zwölf Passagiere über eine Entfernung von
4.000 Kilometern transportieren können. Rohr-
bach konstruiert das Flugboot "Romar", das
mit einem 22 Meter langen Rumpf und Trag-
flächen mit einer Spannweite von 37 Metern
das seinerzeit größte Flugboot der Welt wird.
Um den Romar herzustellen, sind in der
Fabrik an der Sprengel- und Kiautschoustra-
ße zeitweise bis zu 600 Arbeiter beschäftigt.
Für den Transport zur Erprobungsstelle wird
das Flugboot in seine Einzelteile zerlegt. Über
die Sprengelstraße gelangen diese Teile zum
Nordhafen und werden per Schiff nach Tra-
vemünde transportiert.

[rechte Spalte]
Trotz leistungsfähiger und sicherer Konstrukti-
on gelangt der Romar nie zum Linienseinsatz.
Folgeaufträge bleiben aus, die Firma steht
schon bald vor dem Konkurs.
1934 nimmt Rohrbach eine Anstellung als
Konstrukteur bei den Bremer Weser-Flugzeug-
werken an. Bis zu ihrem endgültigen Verkauf
1937 besteht die Weddinger Fabrik als Werk
"Rohrbach" der Weser-Flugzeugbau GmbH
fort.


Die Flugzeugfabrik als Produktionsstand-
ort für die Luftrüstung

Der neue Eigentümer der Flugzeugfabrik ist
die Fertigungsgerätebau GmbH. Sie stellt
Flugzeugteile für die Luftrüstung her. Wäh-
rend des Zweiten Weltkrieges setzt die Firma
etwa 65 Zwangsarbeiter aus dem heutigen
Tschechien, Frankreich und Holland ein. Im
November 1944 wird die Fabrikanlage durch
Bombenangriffe so schwer beschädigt, daß
die Produktion nach Malá Borovnièka im heu-
te tschechischen Teil des Riesengebirges ver-
legt und dort bis Kriegsende fortgesetzt wird.
Nach Kriegsende mieten sich kleinere Un-
ternehmen in die verbliebenen Gebäude ein.
Mit dem Abriß der Fabrikhallen endet 2004
die industrielle Nutzung des Areals.

Auf der Acryltafel werden mehrere Abbildungen mit folgenden Bildunterschriften gezeigt:

oben: In der Montagehalle an der Sprengelstraße posieren 100 Arbeiter auf den Tragflächen des Flugbootes Romar, 1927.

Mitte links: Adolf Karl Rohrbach (1889-1939)
Mitte rechts: Vladimir P. Zwangsarbeiter bei 
der Fertigungsgerätebaue GmbH,
1942/43 in der Kiatschoustraße

unten links: Der Rumpf des Flugbootes Romar auf der Sprengelstraße, 1927.
unten rechts: Luftbild der Rohrbach Metallflugzeugbau GmbH, um 1927.
 

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