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Industriegeschichte Sprengelpark: Die Eisenbahnfabrik

Sprengelpark

Industriegeschichte am Ort des heutigen Sprengelparkes
Die Eisenbahnfabrik

[linke Spalte]
Die Eisenbahnfabrik 1867 bis 1879
Im Jahre 1861 gemeindet die Stadt Berlin
den Wedding ein. Danach siedeln sich im
Wedding viele Industrieunternehmen an. Im
Zuge dieser Entwicklung entsteht auf dem
Gelände des heutigen Sprengelparkes eine
Eisenbahnfabrik.


Gründung und Aufbau der
Norddeutschen Fabrik für
Eisenbahn-Betriebs-Material AG

Erste Erwähnung findet die Eisenbahnfabrik
in einem Zeitungsartikel von 1867, der die
Gründung des Unternehmens ankündigt. Da-
rin wird der steigende Bedarf an Eisenbahn-
wagen betont, „einem Centralpuncte
des continentalen Bahnnetzes“.
Die Fabrik soll nach neuestem amerika-
nischem Muster „alle zum Bau und zur Aus-
rüstung von Eisenbahnen und anderen Trans-
portmitteln erforderlichen Gegenstände“
herstellen. Die wichtigsten Geldgeber für das
Unternehmen sind zwei New Yorker Bankiers.
Als Standort der Eisenbahnfabrik wird das
gesamte, zwölf Hektar große Gelände zwi-
schen Nordufer, Torfstraße, Triftstraße, Tege-
ler und der heutigen Lynarstraße gewählt, das
zu dieser Zeit noch weitgehend unbebaut ist.
Ausschlaggebend für die Wahl dieses Areals
sind die verkehrsgünstige Lage und die enor-
me Größe des Grundstücks.

[mittlere Spalte]
Mit dem Bau der Fabrikanlage werden die
Architekten Hennicke und v. d. Hude beauf-
tragt. Nach ihren Plänen entsteht in der kur-
zen Zeit zwischen Sommer 1869 und Ende
1870 das Eisenbahnwerk.
Zwei große Hallen zur Bearbeitung von
Holz und Metall werden errichtet. Diese Hal-
len beherbergen Lackier-, Sattler- und Maler-
werkstätten sowie ein Materialmagazin. Des
weiteren werden eine Schmiede, eine Holz-
schneidemühle mit Schuppen und Lagerplät-
zen für Holz, ein Kesselhaus und auch ein
Wasserturm gebaut.
Das Eisenbahnwerk erhält sogar eine eige-
nes Hafenbecken. Dieses Bassin ist durch ei-
nen Stichkanal unter dem Nordufer hindurch
mit dem Berlin-Spandauer-Schiffahrtskanal
verbunden und dient der Anlieferung von
Holz für den Waggonbau. Schließlich wird
noch ein Gleisanschluß zu dem 1872 errich-
teten Bahnhof Wedding gelegt.


Die Produktion in der Eisenbahnfabrik

Der Aufbau der Fabrikanlagen ist im Sommer
1870 bereits soweit fortgeschritten, daß die
Produktion aufgenommen werden kann. Das
Werk stellt nach den damals modernsten techni-
schen Methoden Postwagen und gedeckte
Güterwagen für die Berlin-Hamburger Eisen-
bahn her. Bis 1874 werden in der Eisenbahn-
fabrik insgesamt 3.639 Eisenbahnwagen ge-
baut. Das Werk beschäftigt durchschnittlich
800 Arbeiter.

[rechte Spalte]
Das Ende der Eisenbahnfabrik 1879

Das Geschäft mit Eisenbahnwagen und Ei-
senbahn-Betriebs-Material entwickelte sich
nicht erwartungsgemäß. Bereits im Jahr 1872
geht es mit dem Werk wirtschaftlich bergab.
Ab 1874 scheint die Fabrik in wirtschaftliche
Schwierigkeiten zu geraten. Ein Grund dafür
liegt in der allgemein abflauenden Konjunktur
für den Eisenbahnbau. Zwar bessert sich die
Situation bis 1877 etwas, die Fabrik erhält
dennoch kaum noch Aufträge. Am 20. Febru-
ar 1879 schließt das Werk endgültig.


Die Norddeutsche Lagerhaus AG 1879
bis in die 1920er Jahre

Das Gelände und die Gebäude der ehema-
ligen Eisenbahnfabrik übernimmt die Nord-
deutsche Lagerhaus AG. Diese läßt 1902 das
Gelände parzellieren. Danach werden die
aufgeteilten Grundstücke verkauft. Die neuen
Eigentümer bauen darauf vor allem Wohn-
häuser.
Die Zeit um 1900 ist für den Verkauf von
Grundstücken besonders günstig: die Bevölke-
rung im Wedding nimmt beständig zu, es fehlt
an Wohnraum, die Bodenpreise sind hoch.
Das Gelände des heutigen Sprengelpar-
kes bleibt noch bis 1924 im Besitz der Nord-
deutschen Lagerhaus AG. An dieser Stelle ist
der Untergrund besonders schlecht und nur
unter hohem Aufwand mit Wohnhäusern zu
bebauen.

Auf der Acryltafel befinden sich mehrere Abbildungen mit folgenden Bildunterschriften:

oben links: Lageplan der Norddeutschen Fabrik für Eisenbahn-Betriebs-Material AG, 1871. 
oben rechts: Kesselhaus der Eisenbahnfabrik. 

unten links: Verwaltungsgebäude der Eisenbahnfabrik. 
unten rechts: Schuppen für Holzarbeit der Eisenbahnfabrik

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