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Henriette Hirschfeld-Tiburtius

Westerland, Sylt 14.02.1834 - Berlin 25.08.1911

Behrenstraße 13

Henriette Hirschfeld-Tiburtius
geb. Pagelsen

14.02.1834 [Porträtbild] 25.08.1911

Eröffnete an dieser Stelle ihre Praxis zur Behandlung von Frauen und Kindern.
Sie war die erste approbierte und promovierte Zahnärztin Deutschlands.
Ihr Studium absolvierte sie in den USA, da zu jener Zeit Frauen der Zugang
zu deutschen Hochschulen verwehrt war

Die Edelstahltafel ist genau an der Ecke Behrenstraße/Glinkastraße, aber recht hoch angebracht. Eigentlich soll die 1869 eröffnete Praxis jedoch am anderen Ende des Blocks, Behrenstraße 9 Ecke Mauerstraße, gewesen sein.  Die Tafel  zeigt zwischen den Lebensdaten ein ovales Foto der Geehrten. Die Enthüllung war am 14. Februar 1998 durch Bezirksbürgermeister Joachim Zeller. Seit 2008 ist außerdem eine Straße auf ihrer Heimatinsel Sylt nach ihr benannt, der Henriettenweg.

Henriette Hirschfeld-Tiburtius, geb. Pagelsen, stammte aus einer Sylter Pastorenfamilie. Mit 19 Jahren heiratete sie den elf Jahre älteren Gutsbesitzer Christian Hirschfeld, der einen Erbpachthof in der Nähe von Kiel betrieb. Ihr Mann war alkoholkrank, die Ehe verlief unglücklich. Nach elf Jahren verließ Hirschfeld-Tiburtius ihren Mann und reichte die Scheidung ein. Völlig mittellos ging sie nach Berlin, um sich hier als Gesellschafterin zu verdingen. Als sie von den englischen Schwestern Elizabeth und Emily Blackwell in der Zeitung laß, die in den USA Medizin studiert hatten und nun als erste niedergelassene Ärztinnen in New York praktizierten, beschloss sie, in ihre Fußstapfen zu treten: Sie wollte in den USA Zahnmedizin studieren. In Preußen durften sich Frauen zu dieser Zeit noch nicht an einer Universität immatrikulieren; sie wurden je nach Kulanz der Professoren höchstens als Gasthörerinnen akzeptiert. Im Oktober 1867 reiste Hirschfeld-Tiburtius dann allein über den Atlantik und schaffte es, am Pennsylvania College of Dental Surgery in Philadelphia zugelassen zu werden – als zweite Frau der USA. Zwei Jahre später bestand sie ihr Studium mit Auszeichnung und war damit die erste Frau überhaupt, die in den USA ein Studium der Zahnmedizin erfolgreich abgeschlossen hatte. Als ausgebildete Zahnärztin kehrte sie mit 35 Jahren nach Deutschland zurück und eröffnete in Berlin gemeinsam mit Franziska Tiburtius, der Schwester ihres zweiten Ehemannes Karl Tiburtius, sowie Emilie Lehmus eine Praxis. Sie war nun die erste zugelassene Zahnärztin Deutschlands. 

Henriette Hirschfeld-Tiburtius setzte sich vor allem für benachteiligte Frauen und Mädchen aus ärmeren Verhältnissen ein. Auch war es ihr ein Anliegen, andere Frauen zu einem Studium und zu mehr Eigenständigkeit zu motivieren: "Wir verlangen zunächst nur die Gleichberechtigung zur Arbeit, in der festen Zuversicht, dass andere Zeiten auch andere Rechte bringen, ja dass unsere deutschen Männer uns selbst, was wir wünschen, entgegenbringen werden, wenn wir ihnen erst durch die That (sic) bewiesen haben, dass unsere Begabungen, wenn auch andere, doch nicht geringer sind als die ihrigen. Das nächste Ziel unserer deutschen Vereinsbestrebungen geht nun dahin, die Frauen zu ermuntern und anzuleiten, sich klar zu werden über das, was sie können, wollen und sollen; ihnen mit Rath (sic) und That (sic) an die Hand zu gehen, wenn sie dann mit Energie und Ausdauer den sich gesteckten Weg verfolgen" (zitiert nach Dohlus, s.u.).

Mit 65 Jahren setzte sich Tiburtius-Hirschfeld zur Ruhe und überschrieb ihre Praxis an eine Nichte. Sie starb am 25. August 1911 nach kurzer Krankheit.

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