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E-Werk

E-Werk

Wilhelmstraße 43

Vom Elektrizitätswerk …

Im Jahr 1885 entstand im Innenblock der Mauerstraße
78-80 das zweite Elektrizitätswerk der Stadt. Die Zen-
tralstation versorgte die Gebäude in der Leipziger
Straße und am Potsdamer Platz. Mehrfach wurde das
Kraftwerk erweitert und verändert. So wurde der nörd-
liche Bauteil 1893 umgebaut, um moderne Dampfdy-
namomaschinen aufstellen zu können. Er blieb samt
der alten Maschinenhalle erhalten und gilt als das äl-
teste bauliche Zeugnis der Elektrizitätswirtschaft in
Deutschland.

1926 bis 1928 wurde das Gebäude zum Abspannwerk
Buchhändlerhof umgebaut. Architekt Hans Müller
entwickelte das Vorhaben in beengten Platzverhältnis-
sen und in expressionistischer Formensprache. Anstel-
le des südlichen Bauteils entstand ein Neubau. Cha-
rakteristisch ist insbesondere das dreifach nach oben
hin auskragende viertelkreisförmige Gebäude der
Schaltwarte.

Der Name Buchhändlerhof verweist auf die „Korpora-
tion der Berliner Buchhändler“ deren Büros sich einst
zur Wilhelmstraße hin befanden. Von hier aus wurde
die Verteilung von Büchern im Raum Berlin gesichert.
Der historische Buchhändlerweg verlief zwischen
Wilhelm- und Mauerstraße.

… zum ewerk

Das Abspannwerk wurde im Zweiten Weltkrieg schwer
beschädigt. Nach dem Krieg trug es wieder zur Strom-
versorgung der Innenstadt bei, erreichte aber nie wie-
der seine volle Leistungsfähigkeit. 1987 stellte man es
unter Denkmalschutz. Ende der 1980er Jahre gab es
Mode-Shootings und erste Installationen der kreati-
ven Ost-Berliner Szene. 1988 wurde das Werk endgül-
tig stillgelegt und diente bis 1991 als Depot für Stra-
ßenlaternen.

Der Club „E-Werk“ eröffnete im April 1993 mit der ers-
ten Platte von DJ Clé. Das „E-Werk“ spielte schnell
eine prägende Rolle in der ambitionierten Berliner
Club-Szene. Zu den wichtigsten Residents im Club
zählten neben Clé unter anderem Woody, Westbam,
Jonzon und Terry Belle. Im Laufe der Jahre hat das
Who is Who der Technowelt hier aufgelegt − von den
Detroiter Urvätern um Derrick May, Juan Atkins, Ke-
vin Sounderson und der englischen Elite um Carl Cox
bis hin zu den Kontinental-Europäern Laurent Garnier,
Sven Väth, Hell und Paul van Dyk.
Der Club schloss 1998.

Zwischen 2004 und 2005 wurde die Bausubstanz am
Standort saniert. Danach entwickelte sich das „ewerk“
zu einer Eventlocation, in dem Empfänge, Preisverlei-
hungen, Partys, Konzerte und Ausstellungen statt-
finden. Außerdem befindet sich hier neben Büro- und
Wohneinheiten auch eine Gleichrichterstation zur
Stromversorgung der U-Bahn. So wird im ehemaligen
Abspannwerk heute parallel zueinander gearbeitet,
gewohnt und gefeiert.

Die Gedenktafeln in Erinnerung an die Geschichte des ehemaligen Umspannwerkes und des Clubs E-Werk wurden von den Betreiberinnen und Betreibern der heutigen Eventlocation ewerk GmbH am Zaun in der Wilhelmstraße, gegenüber des Bundesministeriums für Finanzen, aufgehangen.

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