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Die Siegessäule - Die Reliefs der Berliner Siegessäule: Deutscher Krieg von 1866

Am Großen Stern

Die Reliefs der Berliner Siegessäule

Frankreich war die Berliner Siegessäule aus naheliegenden
Gründen ein besonderes Ärgernis. Unmittelbar nach Ende
des Zweiten Weltkrieges im Mai 1945 hisste die französische
Siegermacht an der Viktoria die Trikolore, demontierte die
Sockelreliefs und verbrachte sie nach Paris. Ein Antrag auf
Abriss 1946 scheiterte in der Alliierten Kommandantur. Die
Fehlstellen im Sockel wurden zunächst provisorisch vermau-
ert und später mit Granitplatten verschlossen. Die Spur der
Reliefs selbst verlor sich bald im Dunkel der Geschichte,
bis sie als Zeichen der Versöhnung beider Länder 1984 und
die letzte zur 750-Jahr-Feier der Stadt 1987 feierlich zurück-
gegeben und in bewusst fragmentarischem Zustand wieder
angebracht wurden.
Diese Granitplatten, die für mehr als vier Jahrzehnte die
Relieffelder verschlossen haben, sind heute Spuren der
bewegten Geschichte dieses Denkmals. Zusammen mit dem
fragmentarischen Zustand der Reliefs durchdringen sie buch-
stäblich die Oberfläche der ursprünglichen Aussage und
machen das Kriegsdenkmal heute zu einem zeitgemäßen
Denkanstoss über die deutsche Geschichte.

The reliefs on the Victory Column
Berlin´s Victory Column was an eye-sore to the French for a number of obvious
reasons. In May 1945, directly following the end of World War II. the French
boisted their Tricoleur as a military standard to its top in celebration of their victory,
dismantled three of the four frieze reliefs from the pedestal and removed them to
Paris. Their request in 1946 to tear the column down was vetoed by the other Allied
military powers in Berlin. The missing pieces in the architrave block were bricked
up and than later covered by granite plates, and in the course of history the reliefs
were soon lost track of. In 1984 and 1987, on the occasion of Berlin´s 750th year
anniversary and as a sign of reconciliation between the two nations, the reliefs were
ceremonially returned from Paris. They were reattached to the monument deliberately
left in a fragmented state.
These granite plates, which sealed the spaces left by removed frieze reliefs
for more then four decades, have themselves today become a part of history.
in combination with the reinstalled reliefs, they enhance the column´s primary
statement, making this war memorial of the past into a site of contemporary
reflection on German history.


Deutscher Krieg von 1866
Um die Vorherrschaft im Deutschen Bund war es 1866 zwischen Österreich und den meisten
deutschen Ländern auf der einen Seite sowie Preußen auf der anderen zur militärischen
Auseinandersetzung gekommen. Preußen entschied den Krieg für sich. Damit war Österreich
als vorherrschende Macht in Deutschland zurückgedrängt. Eine Einheit der deutschen Länder
unter preußischer Führung stand nunmehr auf der politischen Tagesordnung.
Im Zentrum des Reliefs von Moritz Schulz stehen die Ordensverleihung "Pour le Mérite" durch
den preußischen König Wilhelm I. an seinen Sohn und Nachfolger Friedrich auf dem
Schlachtfeld von Königsgrätz, die heute nur noch teilweise sichtbar ist. Am ganz linken Rand
deutet der Bildstock des Schutzheiligen Nepomuk auf Böhmen als Schauplatz des Krieges.
Dem entspricht ganz rechts ein Wegweiser: "Nach Königgrätz 1/2 Meile".

The German War at Königgrätz, 1866
With Austria on one side, supported by the majority of German states, and Prussia on the other side, both struggling for
dominance within the German Confederation, it eventually came to a military showdown. Prussia however won what became
known as the German War of 1866, hence greatly weakening Austria´s influence. Prussian politicans began calling for a unified
Germany, without Austria and under Prussian leadership.
The centre of the relief by Moritz Schulz shows the Prussian King, Wilhelm I, awarding his son and heir, Friedrich Wilhelm, the
medal “Pour le mèrite” on the battlefield at Königgrätz, which is only partly visible today. On the far left edge, the patron Saint
Nepomuk symbolizes Bohemia as the theatre of war. On the far right stands a signpost to this purpose: „Königgrätz in ½ mile“.


Im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin. Text: Dr. Reinhard Alings, Berlin;
Übersetzung/Translation: Tyronne P. Rontganger, Hamburg/Berlin; Entwurf/layout Grit Schmiedl, Potsdam

Die Infotafel befindet sich im Tunnel am südöstlichen Eingang zur Siegessäule.

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