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Concordia-Festsäle

Concordia-Festsäle

Andreasstraße 64

CONCORDIA-FESTSÄLE
Andreasstraße 64
Seit 1891 befand sich hier das Innungshaus der Bäcker-
innung Concordia. Im zweiten Hof des Hauses waren die
Concordia-Festsäle - bis zu ihrer Zerstörung im Jahr 1943
ein bekannter Ort für politische und kulturelle Veranstal-
tungen.
Hier sprachen in den 1890er Jahren die Führer der Arbeiter-
bewegung August Bebel, Wilhelm Liebknecht und Friedrich
Engels. Religionsgemeinschaften wie die Baptisten nutzten
den Saal ebenso wie die Anhänger des Gesundheits-
reformers Sebastian Kneipp. Gleichzeitig wurde Theater
gespielt und nach dem Ersten Weltkrieg ein Kino eröffnet.
In den 1920er Jahren versammelten sich vor allem die
Kommunisten am traditionellen Ort der Arbeiterbewegung.
Seit 1930 nutzten die Nationalsozialisten den Saal für ihre
Propagandaveranstaltungen, um den roten Friedrichshain
zu »erobern«. Während der NS-Diktatur konnten hier noch
die Bälle eines Lesbenclubs stattfinden.
Im Vorderhaus traf sich 1940/41 die »Rütligruppe«. Ehe-
malige Schüler/innen der Neuköllner Reformschule in der
Rütlistraße produzierten in der Wohnung von Emmerich
Schaper (1920-1942) Flugblätter gegen die National-
sozialisten. Nach der Zerschlagung der Gruppe wurden die
meisten Mitglieder hingerichtet. Schaper starb an den Haft-
bedingungen.

The guildhall of the bakers’ guild, Concordia, stood here
from 1891. The Concordia Ballrooms - up to their destruc-
tion in 1943 - were a well-known place for political and
cultural events.
In the 1890s, labour movement leaders spoke here: Bebel,
Liebknecht and Engels. Religious groups eg. The baptists,
and the health reformer Sebastian Kneipp used the hall,
too. Theater was played at that time and after 1918 a
cinema was opened.
In the 1920s the Communists met there. From 1930 the
National Socialists [Nazis] held propaganda events to
”conquer” the red Friedrichshain. During the Nazi dictator-
ship, Lesbian club balls could still take place there.
In 1940/41 the ”Rütligruppe”, former schoolchildren of the
Neukölln reform school in Rütlistrasse, produced anti-Nazi
flyers in the flat of Emmerich Schaper (1920-1942). Most
members of the group were executed. Schaper died from
the prison conditions.

Die Kunststofftafel, die wie aus gebürstetem Edelstahl erscheint, ist seit 2012 rechts neben dem Eingang befestigt. Sie zeigt im oberen Teil Reproduktionen zweier alter Ansichtskarten der Festsäle um 1900. Darunter sind nebeneinander die Inschriften in englischer (links) und deutscher Sprache (rechts). Ganz unten rechts ist eine aus DDR-Zeiten stammende Tafel (aus Bronzeguss) abgebildet, die an gleicher Stelle befestigt war und während der Sanierungsarbeiten am Haus 2010 abhanden kam. Deren Inschrift lautete:
HIER BEFANDEN SICH DIE CONCORDIA-FESTSÄLE
BEDEUTENDE VERSAMMLUNGSSTÄTTE DER
BERLINER ARBEITER
AM 22. SEPTEMBER 1893 FEIERTEN ETWA 4000
GENOSSEN FRIEDRICH ENGELS
AUF EINER GROSSEN FESTVERANSTALTUNG
ER KAM AUF EINLADUNG AUGUST BEBELS
VOM INTERNATIONALEN SOZIALISTENKONGRESS
AUS ZÜRICH

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