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Columbia-Haus (1) - Militär-Arrestanstalt, Gestapo-Gefängnis und Konzentrationslager (Informationspfad Tempelhofer Feld 3)

Columbia-Haus (1) - Militär-Arrestanstalt, Gestapo-Gefängnis und Konzentrationslager (Informationspfad Tempelhofer Feld 3)

Columbiadamm

Columbia-Haus
Militär-Arrestanstalt, Gestapo-Gefängnis und Konzentrationslager
An dieser Stelle stand bis zum Jahr 1938 das Columbia-Haus. 1896
als Militär-Arrestanstalt erbaut, war es ursprünglich Teil des gegen-
überliegenden Kasernenkomplexes. Bis zu seiner Schließung Ende
der 1920er Jahre diente es als Gefängnis. In den frühen Jahren der
nationalsozialistischen Herrschaft war das Columbia-Haus eine der
schlimmsten Folterstätten und das einzige offizielle KZ der SS auf
Berliner Stadtgebiet.
Im Sommer 1933, zur Zeit der großen Verhaftungswellen, nahm die
Geheime Staatspolizei (Gestapo) den leer stehenden Gebäudekomplex
als Gefängnis wieder in Betrieb. Hier waren vor allem politische Gegner
des NS-Regimes untergebracht, die im Hausgefängnis der Gestapo-
Zentrale in der Prinz-Albrecht-Straße 8 keinen Platz fanden oder Haft-
verschärfung erhalten sollten. Täglich verkehrten Transporte zwischen
dem Columbia-Haus und der Gestapo-Zentrale, in der die Häftlinge
verhört wurden.
Die meisten frühen »Schutzhaft«-Lager und Gefängnisse waren von
SA-Mannschaften eingerichtet und schon nach wenigen Wochen oder
Monaten wieder aufgelöst worden. Das Columbia-Haus hingegen wurde
nach einem Jahr als Gestapo-Gefängnis mit SS-Bewachung 1934 der
neu eingerichteten »Inspektion der Konzentrationslager« unterstellt.
Diese zentrale Dienststelle war zuständig für das nun auf Dauer ange-
legte, »moderne« KZ-System nach Vorstellungen des »Reichsführer SS«
Himmler, mit einem bis ins Detail normierten System der Gewalt.
Das »Konzentrationslager Columbia« bestand bis November 1936. Im
Zuge des Flughafen-Neubaus wurde das Gebäude 1938 abgerissen.

Columbia-Haus
Military Detention Centre, Gestapo Prison and Concentration Camp
Until 1938, Columbia-Haus stood here. It was constructed in 1896 as a
military detention centre and originally formed part of the complex that
included the barracks opposite. It served as a prison until its closure in
the late 1920s. During the first few years of National Socialist rule,
Columbia-Haus was one of the worst torture centres, and the only
official SS concentration camp within Berlin’s city limits.
In summer 1933, when huge waves of arrests took place, the Gestapo
(the secret state police) began to use the vacated building complex as
a prison again. Most of the people interned here were either political
opponents of the Nazi regime for whom there was no space in the
Gestapo HQ prison in Prinz-Albrecht-Strasse 8, or prisoners due to
receive more severe terms of imprisonment. Every day, prisoners were
transported back and forth between Columbia-Haus and the Gestapo
HQ, where they were interrogated.
Most of the early “protective custody” camps and prisons were fitted
out by SA units and closed again after only a few weeks or months.
Columbia-Haus however, after serving as a Gestapo prison under
SS guards for one year, was placed under the command of the newly
established “Inspektion der Konzentrationslager” (inspection of the
concentration camps). The central office was responsible for the
“modern” concentration camp system, devised by Reichsführer SS
Himmler as a permanent institution. The system of violence was
standardised down to the very last detail. Columbia Concentration
Camp existed until November 1936. The building was demolished in
1938 when the new airport building was constructed.

Die schmale, ca. 2,20 m hohe Metallstele ist Teil eines „Informationspfades zur Geschichte des Tempelhofer Feldes”. Sie steht am Standort des einstigen Columbia-Hauses am Columbiadamm südwestlich gegenüber der Einmündung der Golßener Straße und bildet eine inhaltliche Einheit mit einer zweiten in etwa 12 Meter Entfernung aufgestellten Tafel mit dem Titel „Der US-amerikanische Luftwaffenstützpunkt“. Enthüllt wurde sie zusammen mit zwei weiteren Stelen am 4.7.2012 von Stadtenwicklungssenator Michael Müller und Kulturstaatssekretär André Schmitz.


Bildunterschrift deutsche Inschriftenseite:
1 Postkarte von 1905, rechts die Militär-Arrestanstalt
Postcard, 1905. The military detention centre is on the right

Bildunterschriften englische Inschriftenseite:
2 Das Konzentrationslager Columbia zwischen Columbiastraße und Hangar des
Flughafenneubaus, Stadtplan von Berlin 1935-38
The Columbia Concentration Camp between Columbiastrasse and the hangar of the
new airport building, Berlin city map 1935-38

3 Das Columbia-Haus vor 1933
Columbia-Haus before 1933

4 Das Columbia-Haus kurz vor dem Abriss, im Vordergrund die Bauarbeiten für den
neuen Flughafen, 1938
Columbia-Haus before its demolition. In the foreground, building work in progress on
the new airport, 1938

5 Geheimes Staatspolizeiamt Prinz-Albrecht-Straße 8 mit Verhörzentrale, um 1933
Gestapo HQ, Prinz-Albrecht-Strasse 8, with interrogation centre, ca. 1933


Geschaffen wurde der Geschichtspfad im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, der Senatskanzlei - Kulturelle Angelegenheiten, der Tempelhof Projekt GmbH und der Grün Berlin GmbH.
Konzeption, Textentwurf und Redaktion lagen beim Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart e.V. (Stefanie Endlich, Monica Geyler-von Bernus und Beate Rossié; http://www.bfgg.de). Gestaltet wurden die Tafeln von der Grafikerin Helga Lieser und die Übersetzung erfolgte durch Robin Benson und Donncha Mac Coittir.
Eine Vorstellung des Gesamtprojekts sowie einen Standortplan zum Download finden Sie auf der Website der Grün Berlin GmbH (https://www.tempelhoferfeld.de/entdecken-erleben/geschichtspfad/). Ebenfalls enthält die Website des Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart e.V. Informationen zu dem Geschichtspfad (https://bfgg.de/informationspfad-zur-geschichte-des-tempelhofer-feldes/).

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