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Blumeshof

Im Saatwinkel 55-57

Der Blumeshof ist ein Geschenk
S.M. König Friedrich
Wilhelm III
an den Opernsänger
Heinrich Blume
Für ihn diente er als Jagdschloß.
Verwalter war der Feldwebel
Schmock. 1833 wurde der Blumeshof
als Ausflugslokal freigegeben. Erst=
malig durch Komerzienrat[!] Gilka
(Gilka=Kümmel) zur Gaststätte
ausgebaut. Die mit Jagdschloß und
Marstall bezeichneten Gebäude
sind die Originalgebäude wie sie
Blume als Geschenk erhielt. Sie
sind also wesentlich älter als
100 Jahre. Da Blumeshof zum
Festungsbereich Spandau gehör=
te, durften nur Fachwerkbauten
ausgeführt werden. Ferner wurde
der Blumeshof eine zeitlang als
zur „eingeschlagenen Granate“ be=
kannt nach einer Granate die sich
vom Tegeler Schießplatz hierher
verirrte.
Saatwinkel 1947

Die Geschichte der Gaststätte wurde in der geschilderten Form vom damaligen Pächter A. Targatsch aus Anlaß eines von ihm im Jahre 1933 ausgerichteten, jedoch fiktiven hundertjährigen Jubiläums des Bestehens des Ausflugslokals erfunden, wie Arne Hengsbach schreibt (Saatwinkel - Entstehung einer Erholungslandschaft, in: Der Bär von Berlin, 35. Folge, 1986, S. 107ff.). Aus dem damals von Targatsch veröffentlichenten "‚Jubiläums‘-Prospekt" stammt auch die Mär vom "Jagdschloß". Der Königliche Opernsänger und Schauspieler Heinrich Blume (1788 - 1856), der seit 1808 in Berlin sang, erwarb 1835 ein "5 Morgen großes, im Jagen 38 und am Tegeler See belegenes Erbpachtgrundstück", das 1837 nach ihm benannt wurde. 1840 verkaufte er das Grundstück "an den Gastwirt Schmock". Ansonsten ist die Geschichte Blumeshofs "mit ausschmückenden, romantischen, aber unzutreffenden Zutaten angereichert worden". Eine zu weit geschossene Granate vom Artillerieschießplatz Tegel (heute Flughafengelände) hingegen war bis zur Schließung des Platzes 1883 leider nichts Ungewöhnliches, denn gefährliche Zwischenfälle gab es auch immer wieder selbst auf der noch weiter entfernten Insel Scharfenberg, über die Carl Bolle Klage führte (vgl. Berlinische Monatsschrift 11/1998, S. 29ff.). Im Ausflugslokal Blumeshof waren außerdem "zwischen Mai 1943 und Mai 1945" ca. 60 bei Siemens in Zwangsarbeit beschäftigte holländische Studenten untergebracht (lt. Internet-Suchanzeige eines Betroffenen vom Juni 1998).

Die Tafel befindet sich seit Mitte der 1990er Jahre auf dem Privatgrundstück Im Saatwinkel unweit des Maienwerderwegs vor einer ihrer Krone beraubten Linde. Sie besteht aus Papier und wird durch Acrylglas und ein spitzwinkliges Dach vor der Witterung geschützt. Der Text wurde von einer Vorgängertafel am gleichen Ort abgeschrieben, die aber nur noch auf einer "alten Ansichtskarte" im Besitz von heutigen Bewohnern zu sehen sein soll.

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