zurück zur Suche
Das ehemalige „Afrika-Haus“
Das ehemalige „Afrika-Haus“

Das ehemalige „Afrika-Haus“

Am Karlsbad 10

Das ehemalige „Afrika-Haus“
der Deutschen Kolonialgesellschaft

Im „Afrika-Haus“, Am Karlsbad 10, war einst der
Sitz der Deutschen Kolonialgesellschaft (DKG). Sie
war der größte Verband innerhalb der deutschen
Kolonialbewegung. Die DKG bezog das von ihr errich-
tete Geschäftshaus im April 1911. Hier residierte sie
mit ihrer Zentralverwaltung in den oberen beiden
Geschossen. Dort war auch die umfangreiche Kolo-
nialbibliothek untergebracht. Die übrigen Büroräume
wurden vorzugsweise an koloniale Verbände und
Firmen vermietet.

Die DKG war im Jahr 1887 aus dem Zusammen-
schluss des Deutschen Kolonialvereins (gegr. 1882)
und der Gesellschaft für deutsche Kolonisation
(gegr. 1884) hervorgegangen. 1913/14 zählte der
Verband ca. 43.000 Mitglieder, organisiert in 462
Abteilungen. Als kolonialer Lobbyverband im deut-
schen Kaiserreich betätigte sich die DKG vor allem
auf dem Gebiet der Kolonialpropaganda und betrieb
selbst Kolonialpolitik. Sie war Anteilseignerin von
Siedlungsgesellschaften und förderte in den Kolo-
nien tätige Wirtschaftsunternehmen. Die DKG war
ganz wesentlich daran beteiligt, die Kolonialpolitik
zu einem zentralen Bestandteil des Weltmachtstre-
bens des wilhelminischen Kaiserreichs zu machen.

Nach der Niederlage des Deutschen Reiches im
Ersten Weltkrieg und dem Verlust der Kolonien
kämpfte die DKG nun für die Wiedergewinnung der
ehemaligen deutschen Überseegebiete. In der Zeit
der nationalsozialistischen Herrschaft wurde der
Reichskolonialbund (RKB) gegründet, der seinen
Sitz im „Afrika-Haus“ behielt. Gegen Ende des Zwei-
ten Weltkrieges musste der RKB alle seine koloniale
Tätigkeit einstellen.

Das ehemalige „Afrika-Haus“ war eines der wich-
tigsten kolonialen Zentren im Deutschen Reich.
Der deutsche − wie der europäische − Kolonialismus
war eine Gewaltherrschaft, die geprägt war von der
Entrechtung, Enteignung, Ausbeutung und Demüti-
gung der kolonisierten Völker. Unser heutiges Streben
gilt dem gleichberechtigten Miteinander aller Men-
schen.

The former „Africa House”
of the German Colonial Society

The „Africa House”, at 10 Karlsbad, was once the seat
of the German Colonial Society (Deutsche Kolonial-
gesellschaft, DKG), the largest association within
the German colonial movement. The DKG moved
into the commercial building, built in April 1911, with
the central administration occupying the upper two
floors, housing also the extensive colonial library.
The remaining office space was primarily rented out
to colonial associations and companies.

The DKG emerged in 1887 from the merger of the
German Colonial Association (founded 1882) and
the Society for German Colonization (founded
1884). In 1913/14 the association had around 43,000
members, organized into 462 departments. As
a colonial lobbying association in the German
Empire, the DKG was primarily active in the field of
colonial propaganda, while also conducting colonial
politics. The DKG was a shareholder in settlement
companies and promoted commercial enterprises
operating in the colonies, thereby playing a key role
in making colonial policy a central component of the
Wilhelmine Empire’s striving for world power.

After the defeat of the German Empire in the First
World War and the loss of the colonies, the DKG
now fought for the recovery of the former German
overseas territories. During the National Socialist
regime, the Reich Colonial League (Reichskolonial-
bund, RKB) was founded, which retained its head-
quarters in the „Africa House”. Towards the end of
the Second World War, the RKB had to stop all of its
colonial activities.

The former „Africa House” was one of the most
important colonial centers in the German Reich.
German − like European − colonialism was a tyranny
characterized by the disenfranchisement, expropria-
tion, exploitation and humiliation of the colonized
peoples. Our striving today is for the equal coexis-
tence of all people.

Die Mahn- und Informationsstele wurde am 20.9.2023 am einst sogenannten „Afrika-Haus“ enthüllt.

Entstanden ist die Initiative durch den Soziologen Oumar Diallo, Gründer des gemeinnützigen Vereins Farafina Afrika-Haus Berlin e.V, einem Ort für transkulturelle Begegnung und politische Bildung. Die Grußworte kamen von dem Berliner Kultursenator Joe Chialo und weitere Beiträge von dem Historiker Dr. Joachim Zeller, der Bezirksstadträtin Dr. Almut Neumann, der Präsidentin der Deutschen Afrikanischen Stiftung (DAS) Dr. Uschi Eid und Dr. Lissy Quart, Vorsitzende a.D. Deutsche Afrikanische Gesellschaft (DAFRIG).

Gefördert wurde der Gedenkort durch die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Auf der linken Seite der Tafel befinden sich auf je der deutschen und englischen Seite drei Fotos mit folgenden Bildunterschriften (v.o.n.u.):

(1) Der Eingang zum „Afrika-Haus“. (Deutsche Kolonialzeitung 1936)
(2) Das „Afrika-Haus“ in Berlin, vor und nach dem Ersten Weltkrieg Sitz der Deutschen Kolonialgesellschaft. (Deutsche Kolonialzeitung 1911)
(3) Ein heute noch erhaltenes Bildrelief an der Fassade des ehemaligen „Afrika-Hauses“ zeigt den Kopf eines Afrikaners in stereotyp verzerrter Weise.

(1) The entrance to the “Africa House” (Deutsche Kolonialzeitung 1936)
(2) The “Africa House” in Berlin, seat of the German Colonial Society before and after the First World War. (Deutsche Kolonialzeitung 1911)
(3) A picture relief that is still preserved on the facade of the former “Africa House” shows the head of an African in a stereotypically distorted way.

zurück